«Montagsfragen» mit Michael Kempf vom Theater BAU3

Seit dem 1. Januar 2019 existiert das Theater BAU3 auf dem Gundeldinger Feld als neuer Raum für das Kulturschaffen. Das Haus richtet sich an ein breites Publikum und fördert die Vernetzung der freien Kulturszene durch professionelle Proben- und Aufführungsmöglichkeiten. Der weitgehend unkuratierte Raum steht der freien Tanz- und Theaterszene der Stadt und Region Basel zur Verfügung. 

Michael Kempf ist im Theater BAU3 für die Finanzen und für Social Media verantwortlich. Er organisiert aber auch mal einen neuen Tanzboden, macht Aufnahmen von Aufführungen und übernimmt die Kommunikation auf der Webseite für die Produktionen der verschiedenen Theatergruppen. Vor dem Gespräch führt er durch die Räumlichkeiten des Theater BAU3 und zeigt den grosszügigen Kulturraum, der vielseitig und für unterschiedliche Aufführungsformate im Bereich Theater und Tanz einsetzbar ist.

Was liest du gerade?

Ich lese Lilian Schwerdtners Buch «Sprechen und Schweigen über sexualisierte Gewalt». Meine Lektüre besteht aus Sachbüchern, fiktionales konsumiere ich lieber über Film oder Serien. Beim Lesen will ich mir Zeit nehmen und mich weiterbilden. Gerade das Thema sexualisierte Gewalt, die Machtgefälle zwischen Mann und Frau und das Hinterfragen von «traditionellen» Männlichkeitsbildern begleiten mich seit einiger Zeit. Ich finde es sehr wichtig, dass sich auch Männer mit diesen Themen beschäftigen, dazulernen und sich weiterbilden.

Nenne drei Worte, die für deine Arbeit typisch sind

Social Media, Finanzen und Chaos. Wobei ich das Chaos schätze. Meine Arbeit beinhaltet das Kommunizieren mit den unterschiedlichen Gruppen, die sich bei uns einmieten. Damit ich ihre Projekte vorstellen kann, brauche ich Bildmaterial und Texte für die Webseite und Social Media. Und je nach digitalem Verständnis oder auch technischer Versiertheit allgemein, variiert die Qualität der Bilder oder auch die Länge der Texte. Das kann teilweise Mehraufwand bedeuten, es stört mich aber nicht. Ich versuche, die jeweiligen Hintergründe zu verstehen und finde den Austausch mit den Menschen immer interessant.

Was erträgst du in Basel nur mit Humor?

Die Basler Fasnacht. Zu ihr habe ich ein ambivalentes Verhältnis. Lange konnte ich nichts damit anfangen, dass man für drei Tage die Sau rauslässt und den Rest des Jahres «verklemmt» ist. Im Jahr 2020 habe ich bei Telebasel angefangen und hatte Dienst am Morgenstreich. Als die Fasnacht dann aufgrund der Pandemie abgesagt wurde, gab es einen inoffiziellen Morgenstreich. Und dort habe ich zum ersten Mal die Bedeutung der Fasnacht für die Basler:innen begriffen und durfte mit vielen Menschen über ihren Bezug zur Fasnacht sprechen und ihren Geschichten zuhören. Das hat meinen Blick auf diese drei Tage verändert.

Gibt es in Basel einen ganz besonderen Ort für dich?

Ja, und zwar der Turm hier auf dem Gundeldinger Feld. Der ist tagsüber für alle offen, nachts jedoch nur für die Mieter:innen. Dort oben treffe ich mich, wenn ich ein langes Gespräch führen will oder wenn ich einen Moment für mich brauche.

Was sollte man an deinem Arbeitsort unbedingt einmal sehen und ausprobieren?

Der Kulturraum vom Theater BAU3. Es ist ein sehr schöner Raum, der für Theater, Tanz, Workshops, Sitzungen aber auch für Geburtstage oder Hochzeiten gemietet werden kann. In erster Linie bevorzugen wir aber Kulturveranstaltungen.

Wie verbringst du deine Freizeit?

Ich treffe mich mit Freunden, gehe ins Theater oder ins Kino. Wichtig ist mir aber, manchmal gar nichts zu tun. Das ist etwas, was ich durch Meditation erlernt habe und was mir sehr guttut. Durch meine verschiedenen Aufgaben und Projekte und meiner Arbeit mit Social Media, habe ich ständig Inputs und bin sehr viel digital unterwegs. Für mich ist es wichtig, lernen abzuschalten, und zwar auch in den eigenen vier Wänden.

Wie konsumierst du Kultur?

Ich versuche grundsätzlich, Kultur ohne Vorurteile zu konsumieren. Ich lasse mich gerne auf Neues ein und nutze mein Netzwerk, wo ich Empfehlungen für Sachen bekomme, die ich sonst nicht sehen würde. Zuletzt habe ich «Tales of the Club» in der Kaserne Basel gesehen. Das war ein interessanter Abend, da dieses Stück keinen roten Faden hat und ich mich einfach treiben lassen konnte. Am Ende habe ich mich gefühlt, als hätte ich getanzt, das war verrückt.